Gemeinsam Stärke zeigen: Die Geschichte von Antonia und Sarah

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Im Alter von nur 12 und 10 Jahren sollten die Schwestern Antonia und Sarah mit älteren Männern verheiratet werden. Eine Heirat in dem Alter bedeutet meist ein abruptes Ende des Schulbesuchs und dem Verlust der damit verbundenen Chancen.

Im Nordwesten Ghanas, wo Antonia und Sarah mit ihrer Familie leben, heiraten 37 Prozent der Mädchen, bevor sie 18 Jahre alt werden. Die Kinderheirat ist nach ghanaischem Recht zwar illegal, doch Statistiken des Nationalen Bevölkerungsrats Ghanas zeigen, dass die Rate stetig steigt.

Antonia und Sarah sind die beiden jüngsten Mädchen in einer Familie mit sechs Kindern. Ihre Eltern, Kumi und Joanne, sind Subsistenzbauern. Durch die Heirat der zwei Mädchen verringert sich die finanzielle Belastung für die Familie und die Versorgung der weiteren vier Kinder wird gesichert. Diesen Schritt müssen in den ländlichen Regionen viele arme Bauernfamilien gehen.

IN GHANA SIND 20% DER MÄDCHEN VERHEIRATET, BEVOR SIE 18 JAHRE ALT SIND. IM BEZIRK BIA WEST, WO ANTONIA UND SARAH LEBEN, SIND ES 37%.

"Wir hatten keine Wahl", sagt Kumi mit Tränen in den Augen. "Wir hätten eine andere Entscheidung getroffen, wenn wir die Möglichkeit gehabt hätten.“ Während ihre älteste Tochter die Chance bekam die High School besuchen, war es für Kumi und Joanne nicht leicht, die Kosten zu decken. Der Schulbesuch in Ghana ist zwar kostenlos, jedoch stellen die Kosten für Uniformen und Schulmaterialien eine grosse Herausforderung für die Familien dar.

"Es war ein Herausforderung, alle sechs Kinder zu versorgen", sagt Kumi, "wir tun unser Bestes, aber die Dinge sind einfach schwierig. Die Not wurde zu gross.", klagt er.

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Kinder, die nicht zur Schule gehen können, sind oft gezwungen einen Beitrag zum Familienbetrieb zu leisten, für den Lohn auf anderen Höfen zu arbeiten oder, im Falle vieler Mädchen, verheiratet zu werden. Nach der Heirat übernimmt der Ehemann die Versorgung des Mädchens, sodass die Eltern ein Kind weniger ernähren müssen. Die Verlobung ist außerdem mit einem Brautpreis für die Familie verbunden. Dieser kann den Familien helfen, die anderen Kinder zu ernähren oder den Familienbetrieb aufrechtzuerhalten.

Joanne erklärt, dass es große Überwindung kostet, Ehen für die Mädchen zu arrangieren. "Kein Elternteil tut das, wenn es nicht aus Not und Armut geschieht", sagte sie.

Um Praktiken wie der Kinderheirat entgegenzuwirken, arbeitet Right To Play mit Erwachsenen und Kindern in den Gemeinden zusammen. Gemeinsam mit Eltern werden lokale Kinderschutzkomitees (Community Child Protection Committees, kurz CCPC), und mit den Kindern Kinderrechtsclubs (Child Rights Clubs) gegründet. Die Child Rights Clubs stärken die Stimme der Kinder, vor allem wenn es um Entscheidungen in ihrem Leben geht und setzt sich gleichzeitig für die Verbesserung ihrer Lebensbedingungen ein. Im Rahmen von Musik- oder Theateraufführungen, in welchen die Probleme, mit denen sie konfrontiert sind aufgegriffen werden, wird die Auseinandersetzung mit diesen Themen in Gang gesetzt.

Die lokalen Kinderschutzkomitees helfen den Kindern, mit verantwortungsbewussten und vertrauenswürdigen Erwachsenen in Kontakt zu treten und vermitteln sie bei Bedarf an Sozialarbeiter. Gemeinsam arbeiten sie daran, die Fähigkeiten von Kindern und Erwachsenen, zu stärken, um Missbrauch, Ausbeutung und andere Schäden von Kindern zu stoppen.

„WIR HÄTTEN EINE ANDERE ENTSCHEIDUNG GETROFFEN, WENN WIR DIE MÖGLICHKEIT GEHABT HÄTTEN“ KUMI, 37

Einige Wochen vor der geplanten Heirat brachten Kumi und Joanne die Mädchen zu Verwandten, außerhalb des eigenen Dorfes. Damit wollten sie verhindern, dass Nachbarn oder die örtlichen Behörden auf die Eheschließungen aufmerksam wurden und diese verhinderten.

Aber einer der Nachbarn, der vom Kinderschutzkomitee der Dorfgemeinde ausgebildet wurde, erkannte die Warnzeichen, die oft auftreten, wenn ein Kind auf die Ehe vorbereitet wird. Er bemerkte, dass die Mädchen plötzlich nicht mehr im Elternhaus waren und gab den Behörden einen Hinweis. So konnten die Kinderfürsorgebeamten eingreifen und die Eheschließung verhindern.

Das Kinderschutzkomitee und die örtlichen Sozialarbeiter führten Gespräche mit Kumi und Joanne, sodass Antonia und Sarah nach Hause zurückkehren konnten. Sie erfuhren, dass der finanzielle Druck der Grund für die geplanten Hochzeiten war, und unterstützten Joanne und Kumi dabei, eine Lösung dafür zu finden, dass die Mädchen weiterhin in Sicherheit leben und die Familie weniger Armut erfahren würde.

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Die Mitglieder des Kinderschutzkomitees unterstützen Kumi und Joanne dabei, an Weiterbildungsprogrammen teilzunehmen, die es ihnen emöglichten, die Subsistenzlandwirtschaft zu verlassen und besser bezahlte Arbeit zu finden. Mit der alternativen Einkommensoption und einem wachsenden Verständnis für die Gefahren der Kinderheirat, entschieden Kumi und Joanne, ihre Töchter nicht zu verheiraten. "Das ist etwas, woran wir in Zukunft nicht mehr denken werden", sagte Kumi. "Ich werde versuchen, für meine Töchter zu sorgen."

„ICH BIN SO FROH, WIEDER BEI MEINER FAMILIE UND GESCHWISTERN ZU SEIN“ ANTONIA, 12

Antonia und Sarah konnten zurück zu ihrer Familie, in die Schule und wurden kostenlos mit Schuluniformen, Taschen und anderen Hilfsmitteln versorgt.

Inspiriert durch ihre Erfahrungen sind beide Mädchen dem Kinderrechtsclub ihrer neuen Schule beigetreten, wo sie ihre Geschichte erzählen und zu Diskussionen darüber beitragen, wie andere Mädchen in ihrem Dorf vor Kinderheirat geschützt werden können.

* Pseudonyme werden verwendet, um die Privatsphäre der Familie zu schützen.